26. April 2019
Achtung, jetzt wird es kurz piksen. Bei vielen Menschen stellt sich allein mit dieser Aussage schon ein verkrampftes Schmerzgefühl ein. Schuld ist nur unser Gehirn, das die Botschaft vermittelt bekommt „mir wird jetzt Schmerz zugefügt“. Medizinische Eingriffe lösen bei vielen Patienten Angst und Stress aus. Der Kontrollverlust führt dazu, dass noch stärker auf die Umgebung fokussiert und übersensibel auf unterschiedliche Sinneseindrücke reagiert wird. Der Blutdruck erhöht sich, Puls und Atmung beschleunigen, Schmerzen werden intensiver wahrgenommen – sogar die Zeit scheint langsamer zu vergehen.
Mit der Nutzung der HappyMed Videobrille können Patient/innen seit April 2019 vor, während und nach einem operativen Eingriff im Ev. Krankenhaus nun Filme, Konzerte oder Naturdokumentationen ansehen, wodurch das Gehirn und die Sinne mit positiven Eindrücken beschäftigt werden. Das System besteht aus einer Videobrille mit integrierten Kopfhörern, die den Patienten vom eigentlichen Geschehen während der operativen Behandlung ablenken sollen. Per Knopfdruck ermöglicht das System mit Bild und Ton, die Gedanken des Patienten weg von Angst und Anspannung hin zu Entspannung und Gelassenheit zu lenken. Die Patienten können so den Fokus ihrer Aufmerksamkeit umlenken und besser mit der Situationen im Operationssaal umgehen. Belegt ist dieser Effekt durch zahlreiche Studien (Lee et al., 2012; Marechal et al., 2017; Mifflin, Hackmann, & Chorney, 2012) die zeigen, dass Angst vor Operationen durch audiovisuelle Unterstützung reduziert werden kann.
Die Vorteile dieser neuen Technik sind vielfältig. Zum einen kann Patienten die Angst genommen werden, zum anderen wird die entsprechende Behandlung als angenehmer empfunden und die Zeit im Aufwachraum verkürzt sich. Weiterhin kann durch den Einsatz von „HappyMed“ bei 33% der Teilnehmer einer Studie die Gabe von Beruhigungsmittel/Anästhetika sogar komplett entfallen. Die Patienten der Studie berichten zu 92%, dass sie das System erneut verwenden würden. Als Vorteil wurde vor allem noch das erhöhte Wohlbefinden während der Behandlung und geringere Nervosität und Unsicherheit genannt.
Priv.-Doz. Dr. med. Jochen Sticher, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie: „Oberste Priorität ist es, unseren Patienten Angst und Unwohlsein vor einem medizinischen Eingriff zu nehmen. Die Happymed Videobrille unterstützt unsere individuelle Patientenbehandlung, führt zu einer geringeren Gabe von Beruhigungsmittel/Anästhetika und zu einer schnelleren Regeneration nach der OP.“
Die Videobrille ist für alle Patienten geeignet. Sie kann vor, während und nach einer Operation genutzt werden, und kann in einem breiten Spektrum von Maßnahmen in diversen Abteilungen eingesetzt werden.
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