Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel

25. Februar 2015

Die Wahrscheinlichkeit, während eines Lebens einen begründeten Schwindel zu entwickeln, liegt bei circa 30 Prozent. Der benigne periphere paroxysmale Lagerungsschwindel (BPPV) stellt dabei die häufigste Ursache eines peripheren Schwindels dar. Und das nicht nur im höheren Alter. Beim Lagerungsschwindel löst eine Bewegung des Kopfes in bestimmte Positionen kurze Drehschwindelattacken aus.

Die Diagnose lässt sich in den meisten Fällen aufgrund des Untersuchungsbefundes und der typischen Schilderungen der Betroffenen stellen (kurzdauernde Drehschwindelattacken, häufig beim Bücken oder beim Umdrehen im Bett). Benigne wird diese Form des Schwindels genannt, weil die Beschwerden meist innerhalb von Tagen oder Wochen von selber abklingen. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen kommt es aber zu anhaltenden Beschwerden. Unbehandelt können die Schwindelattacken sogar über Jahre anhalten.

Ursache

Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel wird ausgelöst durch kleine Teilchen, die sich im Innenohr in den sogenannten Bogengängen befinden. Die Bogengänge haben die Funktion, die Bewegungen im Raum dem Körper zurückzumelden. Befinden sich nun ein oder mehrere Teilchen in diesem Bogengang, kann dem Körper fälschlicherweise eine Drehung des Körpers vorgetäuscht werden. Durch diese Irritation entsteht der heftige Drehschwindel. Ein Beispiel dafür ist das Aussteigen aus einem Kettenkarussell. Die Flüssigkeit in den Bogengängen ist zwar noch in Bewegung ist, der Körper aber schon zur Ruhe gekommen. Diese Teilchen, auch Otokonien genannt, können spontan entstehen, aber auch durch ein Trauma im Bogengang freigesetzt werden.

Behandlung / Therapie

Die Diagnose kann in den meisten Fällen durch die typische Anamnese und dem Untersuchungsbefund gestellt werden. Weitere technische Zusatzuntersuchungen sind nur in seltenen Fällen notwendig. Bei der Therapie werden die Teilchen aus dem Bogengang befreit. Dies geschieht durch die sogenannten Lagerungsmanöver. Eine medikamentöse Therapie ist unwirksam, um den Patienten vom benignen Lagerungsschwindel zu befreien. Nachdem der Schwindel durch die initiale Untersuchung ausgelöst wurde, sollen die Teilchen aus dem Gleichgewichtsorgan entfernt werden, indem der Kopf rasch zur Gegenseite gelagert wird. Dabei kann das Befreiungsmanöver direkt in Folge des Untersuchungsbefundes angeschlossen werden.

In mehr als 50 Prozent der Fälle ist das erste Befreiungsmanöver erfolgreich, so dass kein weiterer Lageschwindel mehr ausgelöst werden kann. Nach drei durchgeführten Lagerungsversuchen sind bis zu 98 Prozent der Patienten beschwerdefrei. Es existieren verschieden Lagerungsmanöver, die alle gleich wirksam sind. Entscheidend ist hierbei jedoch, dass dieses Manöver korrekt ausgeführt wird, um die Teilchen erfolgreich zu befreien. Bei nicht korrekter Durchführung sind die Manöver unwirksam. Eine selbstständig durchgeführte Eigenlagerung ist daher in den meisten Fällen nicht erfolgreich.

Bei einem Teil der erfolgreich behandelten und befreiten Patienten kann es in den folgenden Tagen zu einer Gangunsicherheit mit einem begleitenden Benommenheitsgefühl kommen. Dieses Gefühl verschwindet in allen Fällen innerhalb von bis zu zwei Wochen und ist als harmlos anzusehen. Entscheidend ist, dass keine Drehschwindelattacken mehr auftreten. Sonst kann das Befreiungsmanöver problemlos erneut durchgeführt werden.

 

Autor:
PD Dr. M. Liebetrau, Chefarzt der Abteilung für Neurologie, AGAPLESION EV. BATHILDISKRANKENHAUS