Demenznetzwerk Darmstadt „DemDa“ gegründet

31. August 2017

Eine Vernetzung von lokalen Akteuren des Gesundheitswesens soll die Versorgung Demenzkranker verbessern.

„Ich danke Ihnen allen hier für Ihre Initiative, das Demenznetzwerk Darmstadt zu gründen“, sagte Darmstadts Sozialdezernentin Barbara Akdeniz bei der Auftaktveranstaltung im AGAPLESION ELISABETHENSTIFT. Die zunehmende Zahl an Demenz erkrankter Menschen stellt das Gesundheitswesen und Familienangehörige vor zunehmende Herausforderungen. Rund 1,3 Millionen Menschen sind derzeit an Demenz erkrankt, bis 2050 wird mit einer Verdopplung der Anzahl gerechnet. Diese Patientengruppe stellt Angehörige, aber auch Menschen, die sie medizinisch oder pflegerisch betreuen, vor besondere Herausforderungen. Stoßen die Betreuenden an ihre Grenzen oder kommt eine akute Erkrankung hinzu, bleibt als letzter Ausweg häufig nur noch das Krankenhaus, was für einen an Demenz erkrankten Patienten besonders belastend ist, und das Krankheitsbild häufig verschlimmert.  Grund genug, das Demenznetzwerk DemDa zu gründen: Mit einer besseren Verzahnung der bestehenden, ambulanten, teil- und vollstationären Angebote für Demenzkranke soll dazu beigetragen werden, diese Komplikationen zu vermeiden und ungeplante, kostenintensive und für alle Beteiligten sehr belastende stationäre Aufenthalte zu vermeiden.

Ausgangspunkt für die Gründung von DemDa waren die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse zur Verbesserung in der Krisenbewältigung bei akut somatisch/psychiatrisch erkrankten Menschen, die gemeinsam mit den lokalen Netzwerkpartnern und der Förderung des Hessischen Ministeriums  2016/17 erarbeitet wurden. Partner des Demenznetzwerks in Darmstadt sind alle lokalen Akteure im Gesundheitswesen, wie Haus- und Fachärzte, Kliniken, ambulante Dienste, Einrichtungen der stationären Altenhilfe, niedergelassene Therapeuten mit spezifischen Angeboten für Menschen mit Demenz, die Beratungsstelle des Demenzforum Darmstadt e.V. und dem Pflegestützpunkt der Stadt Darmstadt, die Stadt Darmstadt mit dem Amt für Soziales und Prävention - Abteilung Altenhilfe, die Fachkonferenz Altenhilfe und die Angehörigengruppen.

Initiator des Netzwerkes ist das AGAPLESION ELISABETHENSTIFT.  In dem Krankenhaus, das schon seit vielen Jahren eine Klinik für Geriatrie und eine gerontopsychiatrische Abteilung hat, verfügen die Mitarbeiter über viel Erfahrung mit Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Das AGAPLESION ELISABETHENSTIFT setzt derzeit das Konzept „demenzsensibles Krankenhaus“ um. Es werden Strukturen geschaffen, die es Menschen, die an Demenz erkrankt sind, erleichtern sollen, sich im Krankenhaus zurechtzufinden. Kognitiv eingeschränkte Menschen erkranken akut,  wie alle andere auch. Für sie ist ein Krankenhausaufenthalt aber schwer zu ertragen, da ihnen die Orientierung fehlt. Hier soll eingegriffen werden, damit es für alle leichter wird – für die Betroffenen,  Angehörigen, aber auch die Pflegenden und die Ärzte. In der Praxis bedeutet dies: möglichst wenig Ortswechsel für Untersuchungen, eine abgetrennte Station, speziell eingerichtete Zimmer und auf allen Stationen und sensibilisierte Mitarbeiter. 

 In den nächsten Wochen sollen erste Projekte angestoßen werden. Angedacht ist beispielsweise eine Hotline, die Hausärzten mit fachärztlichem Rat zur Seite steht. Angegliedert werde könnte diese an der psychiatrischen Klinik des AGAPLESION ELISABETHENSTIFT.  Weitere Projekte, die das DemDa realisieren möchte, sind die Etablierung eines aufsuchenden Beratungsangebotes für Patienten mit der Entlassungsdiagnose Demenz nach stationärer Behandlung, die Einrichtung eines ambulanten klinischen Notfallscreenings bei demenzassoziierten Krisen  und das Angebot von Vorträgen und Fortbildungsveranstaltungen, um Angehörige zu entlasten, Interessierte zu qualifizieren, generationsübergreifende Aufklärungsarbeit zu leisten und zivilgesellschaftliches Engagement der Bürger zu fördern.

Prof. Hambrecht, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie betont: „Diese Angebote für die Netzwerkpartner zielen auf eine raschere und besser am Bedarf orientierte Bewältigung von Krisen in der Demenzversorgung, z.B. die Vermeidung unnötiger Krankenhausaufenthalte. Dafür müssen alle Partner gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Weitere Informationen gibt es bei der Projektkoordinatorin Martina Müller (mueller.martina@eke-da.de).