Dickdarm- und Mastdarmkrebs

25. Februar 2015

Der Dick- und Mastdarmkrebs (kolorektales Karzinom) steht an Platz 2 der tumorbedingten Todesursachen in den westlichen Industrienationen. Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr wird in Deutschland auf 66.000 geschätzt. Es ist vorwiegend eine Erkrankung des höheren Lebensalters, über 90 Prozent der Patienten erkranken nach dem 50. Lebensjahr.

Prognose

Frühzeitig diagnostiziert, können diese Tumore geheilt werden. Die Heilungsaussicht korreliert streng mit dem Ausbreitungsstadium zum Zeitpunkt der Operation. So liegt im Stadium I (beschränkt auf innere Darmwandschicht, keinerlei Metastasen) die 5-Jahresüberlebensrate bei 90 bis 100 Prozent, im Stadium II (alle Wandschichten durchsetzt, aber noch keine Metastasen) bei 60 bis 90 Prozent, im Stadium III (Lymphknotenmetastasen) bei 30 bis 80 Prozent und im Stadium IV (Fernmetastasen z. B. Ableger in der Leber) bei nur 15 bis 20 Prozent. Kolorektale Karzinome entwickeln sich häufig aus Adenomen (Polypen) in einer Laufzeit von 5 bis 10 Jahren.

Sie können etwas tun – Vorsorge

Zur Prävention (Abtragung der Polypen) bzw. frühzeitigen Diagnose sind Vorsorgeuntersuchungen (Hämoccult-Test, Coloskopie) spätestens ab dem 50. Lebensjahr dringend zu empfehlen.

Symptome

Das Beschwerdebild kann unterschiedlich sein. Veränderungen der Stuhlgewohnheiten sind häufig ein erstes Warnsignal. Es kann zu Blutbeimengungen im Stuhl, zu verstärkten Blähungen, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Gewichtsabnahme kommen. Häufig sind dies allerdings bereits Spätsymptome, so dass der Vorsorge eine überragende Bedeutung zukommt.

Diagnose

In der Diagnostik ist die Darmspiegelung (vollständige Rekto / Koloskopie) mit Entnahme von Gewebeproben entscheidend. Wurde ein Karzinom festgestellt, werden zur weiteren Abklärung im Besonderen des Ausbreitungsmodus (Metastasierung) eine Sonographie, Computertomographie sowie eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbes durchgeführt.

Therapie

Die Therapie ist radikal onkologisch (nach den Regeln der Krebstherapie), d. h. es wird der tumortragende Darmabschnitt im Gesunden (krebsfreie Schnittränder) einschließlich des lokalen Lymphabflussgebietes entfernt. Das primäre Vorgehen der Wahl ist auch bei den bösartigen Darmerkrankungen die Laparoskopie. Bereits Anfang der 90er Jahre konnte gezeigt werden, dass eine laparoskopische Sigmaresektion möglich ist (Jacobs M et al.: Surg Laparosc Endosc 1991;1:144-150). Inzwischen wissen wir, dass alle klassischen Darmkrebsoperationen auch in laparoskopischer Technik durchgeführt werden können. Wir wissen zudem, dass das für die Laparoskopie notwendige Pneumoperitoneum kein für die Krebsausbreitung zusätzliches Risiko darstellt (Zmora O et al.:Surg Endosc 2001;15:788-793), dass die laparoskopische Resektion gleiche onkologische Radikalität garantiert wie die offene Operation (Franklin ME etal.: Dis Colon Rectum 1996;39:35-46) und dass die Lymphknotenentfernung (Lymphadenektomie) gleich radikal wie herkömmlich erfolgen kann (Karolijaet al.: Langenbecks Arch Surg 2003;387:366-371), sogar aufgrund der videoendoskopischen Technik mit der mehrfachen Vergrößerung und den besseren Dissektionsinstrumenten sicherer durchgeführt werden kann. In der Chirurgie des Mastdarmes (Rektum) ist heute nach Heald die Totale Mesorektum Excision (TME) Standard; auch hier konnte gezeigt werden, dass die TME laparoskopisch in gleicher Qualität möglich ist wie in der offenen Chirurgie (Pikarsky AJ., Wexner SD: Surg Endosc 2002; 16:558-562).

Forschungsergebnisse

Inzwischen liegen die Ergebnisse einer Reihe großer randomisiert kontrollierter Studien vor (NEJM 2004;350:2224-2229 (COST-study), Lancet Oncol 2005;6:477-484 (COLOR-study), J Clin Oncol 2007;25:3061-3068(CLASSICC-study) sowie die Ergebnisse einiger Metaanalysen (Cochrane DB:Syst Rev 2005;20:CD 003145; Br J Surg 2006;43:921-928; Ann Surg Oncol2006;13:413-424, Cochrane DB: Syst Rev 2006;18: CD005200): Die laparoskopische Technik bietet signifikante Kurzzeitvorteile (weniger Schmerzen, kürzerer Krankenhausaufenthalt und eine raschere Rehabilitation). Das onkologische Spätergebnis ist gleich.

 

Autor:
Dr. med. Matthias C. Raggi, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS STUTTGART

Quelle:
http://www.bethesda-stuttgart.de/fileadmin/BKH_Stuttgart/PDF/OPERATIONEN/AGAPLESION_STUTTGART_OP_Dickdarm-Mastdarmkrebs.pdf 

Mehr Informationen:
http://vimeo.com/336000921