Dupuytren'sche Erkrankung

25. Februar 2015

Die Dupuytren’sche Erkrankung ist eine gutartige Bindegewebswucherung der Hand. Betroffen sind Bindegewebsfasern, die die Haut mit dem darunter liegenden Strukturen des Bewegungsapparats wie Sehnenscheiden, Bändern und Sehnen verbinden. Sie bewirken die Stabilität der Haut auf der Unterlage. Sehnen, Nerven und Blutgefäße sind zunächst nicht von der Erkrankung betroffen.

Welche Ursachen gibt es?

Die Ursache der Dupuytren’schen Erkrankung ist bis heute ungeklärt. Erbliche Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Eine Zuckerkrankheit („Diabetes mellitus“) oder eine Leberschädigung kann die Krankheitsentwicklung fördern.

Entwicklung der Erkrankung

Die Entwicklung der Bindegewebswucherungen verläuft in Schüben, wobei sich Aktivitäts- und Ruhephasen abwechseln. Meist finden sich die ersten Veränderungen in der Hohlhand. Tastbare Knoten und Stränge entstehen, die gerne mit Sehnen verwechselt werden. Anfangs wird die Beweglichkeit der Finger oder des Daumens nicht beeinträchtigt. Im weiteren Verlauf dehnen sich die krankhaften Veränderungen von der Handfläche auf Daumen und Finger aus. Langsam entsteht eine Beugestellung zunächst einzelner Fingergelenke. Es kommt zur zunehmenden Beugestellung der Finger, die nicht mehr überwunden werden kann. In Spätstadien können die Finger vollständig in die Hand eingeschlagen sein.

Welche Behandlungsmöglichkeiten werden empfohlen?

Die Behandlung der Wahl ist in den allermeisten Fällen die operative Entfernung der krankhaften Veränderungen; teilweise müssen eigesteifte Fingergelenke gelöst werden. Bei der Operation können vorhandene Veränderungen größtenteils beseitigt werden; die Beweglichkeit kann in den meisten Fällen deutlich verbessert werden. Die Operation selbst erfordert spezielle handchirurgische Erfahrung. Das erkrankte Gewebe befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Sehnen, Nerven und Blutgefäßen. Damit sie nicht beschädigt werden, wird mit einer Blutleere gearbeitet. Wenn dazu eine Oberarmmanschette angelegt wird, wird der gesamte Arm betäubt oder eine Vollnarkose eingeleitet.

Die Nachbehandlung mit spezieller Krankengymnastik beginnt einige Tage nach der Operation. Häufig ist eine längere Wund-Narbenbehandlung notwendig. Auch eine erfolgreiche Operation verhindert nicht die weitere Entwicklung der Erkrankung. So können nach unterschiedlicher Zeit erneut Veränderungen sowohl im Bereich der operierten Finger als auch in bisher nicht betroffenen Fingern auftreten.

Risiken der Operation und mögliche Komplikationen

Eine gestörte Wundheilung tritt bei Operationen wegen Dupuytren'scher Erkrankung generell häufiger als nach anderen Operationen auf. Ursache ist die Krankheit selbst, da die Veränderungen bis dicht an die Haut heran reichen; bei der Operation wird die Haut daher zwangsläufig (vorübergehend) im Operationsbereich geschädigt.

Trotz aller Sorgfalt können bei der Entfernung der Stränge Nervenäste im Operationsbereich verletzt werden. Die Folge: Gefühlsstörungen an den Fingern, die sich je nach Art der Schädigung nicht immer zurückbilden. Das Risiko einer Nervenbeschädigung ist bei Wiederholungseingriffen deutlich erhöht.

Auch eine erfolgreiche Operation mit der Entfernung allen erkennbar veränderten Gewebes kann nicht verhindern, das sich im Laufe der Zeit erneut krankhafte Veränderungen an gleicher Stelle ("Rezidiv") oder an anderen Fingern ("Ausbreitung") ausbilden.

Empfehlung

Eine frühzeitige Operation kann die Entwicklung der Erkrankung nicht beeinflussen. Die erste

Operation soll daher erst dann durchgeführt werden, wenn bereits eine beginnende Bewegungseinschränkung vorliegt. Ein tastbarer Knoten ohne Funktionsbeeinträchtigung sollte (noch) nicht operiert werden. Allerdings sollte mit dem ersten Eingriff nicht so lange gewartet werden, bis eine starke Verkrümmung vorliegt, da diese dann nur noch unvollständig korrigiert werden kann. Der Ellennerv (N.ulnaris) ist für das Gefühl an Ring- und Kleinfinger sowie für die meisten der kleinen Handmuskeln verantwortlich.

 

Autor:
Dr. Paul Preisser, AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG