Durchhalten in der Corona-Krise

08. Februar 2021

Viele Menschen belasten die veränderten Lebensbedingungen während der Corona-Pandemie: Quarantäne, Angst vor Ansteckung, Lagerkoller, Vermissen von Familie und Freunden – Das sind nur einige Stichpunkte, die außerordentlich belasten können. Unser Experte Chefarzt der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie am Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen PD. Dr. med. habil. Francisco Pedrosa Gil gibt Anregungen, die helfen können, die zahlreichen Belastungen auszuhalten:

Die aktuelle Corona-Pandemie ist eine außergewöhnliche Situation, die historische Dimensionen annimmt. Sie stellt uns auch aus medizinisch-psychologischer Sicht vor große Herausforderungen.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und nicht nur ein biologischer Organismus. Aus „antropologischer“ Sicht ein sehr wichtiger Aspekt, da wir über unsere Gefühle Einfluss auf unseren Körper und auf unseren Beziehungsstatus zu Umwelt und Mitmenschen nehmen. Neben der Gefühlsebene existiert selbstverständlich noch die spirituelle, existenzielle Ebene, die zur Erklärung unserer psychischen Gesundheit und Entwicklung herangezogen werden muss.

Die aktuellen Coronapandemie-Regelungen in Form von Isolation, Abstandsgeboten und Kontaktbeschränkungen sind absolut gravierend und einschneidend für die Menschen. Sowohl der persönliche, körperliche als auch der seelische Austausch ist auf ein Minimum reduziert. Der von Ihnen angesprochene Gefühlskreislauf wird durch diesen Stress getriggert bzw. in seiner Funktion gestört. Dadurch entstehen Ängste, die sich beispielsweise in Form einer sogenannten Hypochondrie (krankhafte Beobachtung der eigenen körperlichen Vorgänge) zeigen können oder aber allgemeine Insuffizienzgefühle sowie existenzielle Sorgen hervorrufen.

Um diesen Ängsten und Gefühlen entgegenzuwirken, empfehlen wir dennoch den persönlichen Kontakt im Rahmen des Arbeitsalltages aufrecht zu erhalten.

Im privaten Bereich greifen Sie unbedingt auf die vorhandenen Möglichkeiten der digitalen Welt zurück: Halten Sie Kontakt zu „geliebten Menschen“ über das Telefon, Sprachnachrichten oder Videotelefonie etc. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist, auf den körperlichen Biorhythmus zu hören. Behalten Sie eine Tagesstruktur bei.

Bei Hypochondrische Befürchtungen kann man auch durch das „Sprechen“ mit sich (als „innerer Dialog“) und anderen Menschen sog. Bewältigungsstrategien anwenden: hier ist es wichtig „Vernunft“ walten zu lassen und immer wieder mit rationalen Argumenten und Informationen über medizinischen Sachverhalte sich bewusst und klar zu werden.

Hierbei ist es sehr wichtig eine sogenannte Normalisierung von Ängsten abzuleiten, um aus dem Teufelskreislauf aus Angst und Verdrängung herauszukommen.

Vermeiden Sie  mangelnde, falsche oder unsichere Informationen und deren Quellen. Fokussieren Sie sich auch auf positive Nachrichten, z. B. viele gesunde oder genesene Menschen nach COIVD-Infektion.

In diesem Rahmen verweisen wir auf die „Maßnahmen zum Erhalt des Wohlbefindens in der Isolation“ der WHO und des internationalen Roten Kreuzes, wie z. B. regelmäßige körperliche Aktivität, Entspannungstraining wie Yoga, Pilates oder Krafttraining, kognitive Aktivitäten wie Kreuzworträtsel oder Spiele, einschließlich Entspannungsübungen.