25. Februar 2015
Hormonelle Kontrazeptiva und häufige Schwangerschaften werden als protektive Faktoren gesehen, da die Eierstöcke durch sie „ruhiggestellt“ werden und somit weniger Möglichkeiten haben, die Reparaturmechanismen und damit einhergehende entartungsbedeutsame Prozesse aktivieren zu müssen.
Symptomatik
Die Symptome sind oft unspezifisch:
Die „alle-Welt“-Beschwerden führen dazu, dass die Tumoren häufig erst in fortgeschrittenem Stadium erkannt werden. Es existieren keine wirksamen Methoden zur Früherkennung. Für den Nutzen eines Screenings mittels transvaginalem Ultraschall und CA-125-Bestimmung gibt es keine wissenschaftlich nachgewiesenen Beweise.
Stadien nach FIGO (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique):
FIGO-Stadium 2012
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die Therapie richtet sich nach dem Tumorstadium, Lebensalter der Patientin sowie der Begleiterkrankungen der Patientin. Die Entscheidung über das therapeutische Konzept wird in einer interdisziplinären Konferenz getroffen. Das Konzept klassischerweise besteht aus einer Operation und einer systemischen Therapie. Über 90% aller Patientinnen beginnen ihre Therapie mit einer Operation.
Therapieoptionen
1. Operation
Die Operation ist in Deutschland klassischerweise der erste Schritt im Therapiekonzept und hat in allen Stadien ein Ziel: alle sichtbaren Tumormanifestation aus dem Bauch zu entfernen. Dabei bestimmt die Radikalität der Tumorreduktion, als einziger beeinflussbarer Prognosefaktor, maßgeblich die Heilungsaussichten. Zusätzlich werden in den früheren Stadien gewisse operative Schritte standardmäßig durchgeführt, um das genaue Stadium der Krankheit ermitteln zu können. Nur bei einem gesicherten Frühstadium (FIGO-Stadium IA, G1-2) ist eine fertilitätserhaltende Operation bei bestehendem Kinderwunsch nach ausführlicher Aufklärung möglich. Hierbei werden die Gebärmutter und der nicht befallene Eierstock erhalten.
2. Chemotherapie
Nach der Operation bekommt die Mehrzahl der Patientinnen eine Chemotherapie. Die besteht heute aus zwei Medikamenten – Carboplatin und Paclitaxel – und wird insgesamt 6 Mal alle 3 Wochen verabreicht. Für Patientinnen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium (ab FIGO IIIB) steht seit Dezember 2011 zudem eine Antikörpertherapie mit Bevacizumab zur Verfügung.
3. Rezidivtherapie
Bei einem Wiederauftreten eines Ovarialkarzinoms spielt der Zeitpunkt der Wiederkehr der Krankheit eine besondere Rolle.
Erleidet die Patientin das Rezidiv 6 Monate und später nach Abschluss der platinhaltigen Chemotherapie, so nennt man das Rezidiv „platin-sensibel“. Diese Rezidiv kann insbesondere dann operativ therapiert werden, wenn die primäre Operation vollständig war, der Allgemeinzustand gut ist und aktuell weniger als 500 ml Bauchwasser (Aszites) vorliegt (positiver AGO-Score). Im Anschluss an die Operation ist eine erneute Chemotherapie notwendig, dann mit Carboplatin in Kombination mit Gemcitabin oder pegyliertem liposomalen Doxorubicin oder Paclitaxel. Die Antikörpertherapie mit Bevacizumab, sollte diese Option bei der Erstdiagnose nicht wahrgenommen werden, steht zulassungskonform zur Verfügung.
Als Alternative zu diesem Konzept (z.B. bei Platin-Unverträglichkeit) steht der Patientin eine Kombination mit Doxorubicin mit Trabectedin zur Verfügung.
Die BRCA-1/2 positiven Patientinnen mit dem platin-sensiblen Rezidiv können nach dem Abschluss der Chemotherapie (Carboplatin/Gemcitabin) und bei nachgewiesenem Ansprechen darauf, auf eine neue Substanz aus der Klasse PARP-Inhibitoren – dem Olaparib zurückgreifen. Das Medikament wird als orale Dauertherapie verabreicht.
Bei Frührezidiven unter 6 Monaten (so genannten platin-resistenten Rezidiven) hat eine operative Therapie standardmäßig keinen Stellenwert und eine Kombinationschemotherapie bietet ebenfalls keinen Vorteil. In diesen Fällen wird daher eine Monotherapie mit pegyliertem liposomalen Doxorubicin, Topotecan, oder Paclitaxel empfohlen. Auch in dieser Situation steht der Antikörper Bevacizumab für die Bevacizumab-naiven Patientinnen zur Verfügung.
Prognose
Da die Größe des nach der Operation verbliebenen Tumorrestes entscheidend für die Prognose der Patientin ist und dies mit der operativen Expertise des behandeln Arztes zusammenhängt, sollte die Therapie einer Ovarialkarzinompatientin in einem ausgewiesenen zertifizierten Zentrum für Gynäkologische Onkologie erfolgen.
Autor:
Priv.-Doz. Dr. med. Marc Thill, AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUS
Literatur: