Gesundheitstipp: Was tun gegen Winterblues?

21. Dezember 2020

Viele Menschen kennen es: Die Tage werden kürzer und mit den Temperaturen sinkt häufig auch die Stimmung. Oft ist dann von einem „Winterblues“ die Rede. Schuld daran kann der Lichtmangel sein. Wie sich der Winterblues äußert und was dagegen hilft erklärt Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, Chefarzt der der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

Typische Anzeichen für einen Winterblues sind neben anhaltender Müdigkeit und Antriebslosigkeit auch eine depressive Stimmung. Die Beschwerden sind in vielen Fällen jedoch nicht so stark ausgeprägt, dass man von einer Winterdepression bzw. saisonalen Depression sprechen könnte. Im Gegensatz zur klassischen Depression, die typischerweise mit Schlafstörungen, Appetitverlust und Gewichtsabnahme einhergeht, zeigen Betroffene eines Winterblues eher vermehrten Schlaf und eine Gewichtszunahme.

Genau wie bei einer Winterdepression bzw. saisonalen Depression kommt es beim Winterblues zu einer verstärkten, wahrscheinlich überschießenden Änderung der natürlichen zirkadianen Rhythmik – unserer „inneren Uhr“. Diese überschießende Änderung ist wahrscheinlich genetisch bedingt. Die Anpassung unseres Verhaltens (Aktivität, Schlaf, Essen und Trinken) an die Jahresrhythmik ist ein bei den meisten Lebewesen beobachtbares Phänomen, das evolutionär bedingt ist und unsere Lebens- und Überlebensbedingungen optimiert. Ein wichtiger Taktgeber für diesen Rhythmus ist das Sonnenlicht. Werden die Tage kürzer, kommt es zu einer verminderten Lichteinstrahlung. Hierdurch wird der Serotoninstoffwechsel im Gehirn heruntergeregelt und die Melatonin-Produktion erhöht. Der Nervenbotenstoff Serotonin beeinflusst die Gemütsverfassung und trägt zu unserem Wohlbefinden bei. Der Wirkstoff Melatonin hingegen führt zu Inaktivität, Erholung und Schlaf. Das Phänomen tritt äquatorfern deutlich häufiger auf, zudem sind Frauen häufiger davon betroffen als Männer.

Dem Winterblues entgegenwirken kann man mit Aufenthalten bei Tageslicht im Freien – am besten in Kombination mit Bewegung, etwa durch Spazierengehen, Wandern oder Joggen. Hierfür braucht es keinen strahlenden Sonnenschein, denn auch wenn es bewölkt ist, reicht das Tageslicht auch im Winter aus, um Serotonin auszuschütten und die Produktion von Melatonin in Schach zu halten. Ergänzend kann auch eine Lichttherapie helfen. Hierbei sollte man sich etwa 20 bis 60 Minuten am Tag vor einer Tageslichtlampe mit einer Leuchtstärke von etwa 10.000 Lux (ca. 20 Mal stärker als normale Raumbeleuchtung) aufhalten. Jedoch ist das natürliche Tageslicht auch im Winter zur Mittagszeit deutlich heller und damit wirksamer als die Lichttherapie.

Depressionen können in der Regel gut behandelt werden, wenn sie richtig erkannt werden. Bei einer starken Ausprägung ist es daher ratsam, sich an einen entsprechenden Facharzt zu wenden. Dieser kann dann beurteilen, ob es sich um einen Winterblues handelt oder nicht. Auch antidepressive Medikamente können gegen eine saisonale Depression eingesetzt werden.