Kieferfehlstellungen / Dysgnathien

25. Februar 2015

Orthognathie bezeichnet die normale Stellung von Ober- und Unterkiefer zueinander sowie in Bezug zu den übrigen Knochen des sogenannten Gesichtsschädels. Entsprechend handelt es sich bei Dysgnathien um Abweichungen von dieser Stellung.

Ursache

Orthognathie bezeichnet die normale Stellung von Ober- und Unterkiefer zueinander sowie in Bezug zu den übrigen Knochen des sogenannten Gesichtsschädels. Entsprechend handelt es sich bei Dysgnathien um Abweichungen von dieser Stellung. Im Gegensatz zu Zahnfehlstellungen können Kieferorthopäden diese Kieferfehlstellungen nicht alleine mit Spangen behandeln. Sie entstehen beispielsweise, wenn Unter- und Oberkiefer unterschiedlich schnell wachsen, so dass sie nicht mehr korrekt zueinander stehen. In den meisten Fällen liegen dafür keine ursächlichen krankhaften Zustände vor. Manchmal können Dysgnathien jedoch auch durch Traumata oder Tumoren im Gesichtsschädelbereich hervorgerufen werden, insbesondere, wenn diese im Kindesalter aufgetreten sind, da sie das regelrechte Wachstum des betroffenen Knochens (z. B. Ober- oder Unterkiefer) behindern.

Aber natürlich können auch Unfälle im Erwachsenenalter, die mit Kieferbrüchen einhergehen, zu Fehlstellungen durch fehlerhaft verheilte Frakturen führen. Zum einen können Dysgnathien – wie ein stark vorstehender oder zurückliegender Unterkiefer – für die Betroffenen ein ästhetisches Problem darstellen. Zum anderen können Kieferfehlstellungen zu Problemen beim Kauen und Schlucken von Nahrung und beim Atmen führen. Es kommt auch vor, dass Betroffene den Kiefer nicht mehr komplett schließen können. Sie können damit nicht nur die Lebensqualität massiv einschränken, z. B. dadurch, dass bestimmte Nahrung nicht adäquat zerkleinert werden kann, sondern auch zu chronischen Kiefergelenks- und Kopfschmerzen führen und sogar die Ursache für nächtliche Atemaussetzer sein. Das kann unbehandelt eine Gefahr für das gesamte Herz-Kreislauf-System darstellen.

Diagnostik

Objektiv betrachtet wird das orthognathe, also das korrekt stehende Gebiss, durch eine bestimmte Stellung der Anteile des knöchernen Gesichtsschädels definiert. Die Beurteilung der Stellung der Knochen zueinander nimmt der Kieferorthopäde oder MKG-Chirurg anhand von Röntgenbildern vor. Da die äußere Form des Gesichtes jedoch nicht nur durch die Knochen des Schädels, sondern auch durch die Gesichtsweichteile definiert wird (Muskeln, Unterhautfettgewebe usw.), werden zudem Fotos vom Gesicht aus verschiedenen Perspektiven gemacht, um die Situation vor der Operation zu beurteilen.

Zur genaueren Planung der chirurgischen Therapie müssen außerdem dreidimensionale Röntgenaufnahmen (Computertomographie oder Digitale Volumentomographie) angefertigt werden. Außerdem wird ein Gipsabdruck des Gebisses hergestellt. Mithilfe dieses Abdrucks kann der MKG-Chirurg nun die beste Bisslage testen und fertigt damit ein Schaumodell als Vorlage für die operative Neupositionierung von Ober- und / oder Unterkiefer an.

Therapie

Bei der Behandlung knöcherner und kombiniert knöchern- und zahnbedingter Bissfehlstellungen arbeiten Kieferorthopäden und MKG-Chirurg eng zusammen. In der Regel ist neben der operativen Behandlung ebenfalls eine kieferorthopädische Therapie indiziert. Diese beginnt häufig lange vor dem chirurgischen Eingriff, kann aber auch nach operativer Kieferumstellung noch weiter andauern. Die Operation führt der MKG-Chirurg durch. Ober- und Unterkiefer werden so umgestellt, dass die Bissstellung optimiert wird und die normale Kontur des Gesichtsschädels sowie die von außen sichtbare Gesichtsform einen weitestgehend Normalzustand erreicht.

Hierfür wird der zahntragende Anteil des Unterkiefers vom Rest des Knochens gelöst und umpositioniert. In gleicher Weise geht man am Oberkiefer vor. In der optimierten Stellung werden die Knochen nun wieder an Ort und Stelle mit kleinen verschraubten Titanplatten fixiert. Sämtliche Schnitte erfolgen hierbei in der Mundhöhle. Nur in Einzelfällen kann erforderlich sein, dass von außen geschnitten werden muss. Die eingebrachten Platten müssen nun mehrere Monate im Körper bleiben, bevor der Knochen in seiner neuen Position so eingeheilt ist, dass sie wieder entfernt werden können. Hierfür ist meist nur ein kleiner Eingriff notwendig. Anschließend folgt eine mehrere Monate andauernde Phase regelmäßiger ambulanter Kontrollen beim MKG-Chirurgen und Kieferorthopäden.

 

Autor:
Steffen Schöpper, Weiterbildungsassistent MKG, AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG