Lipödem: Operation schafft große Linderung für betroffene Frauen

13. April 2021

Lipödem: Eine Krankheit, die in vielen Fällen eine lange Leidensgeschichte mit sich bringt: Prof. Dr. Detlev Hebebrand, Chefarzt der Klinik für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie und Handchirurgie am Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg, weiß um den hohen Leidensdruck seiner Patientinnen und will die Öffentlichkeit für diese chronische Erkrankung sensibilisieren.

Was genau ist ein Lipödem und wie entsteht es? 

Ein Lipödem ist eine Krankheit, die in vielen Fällen eine lange Leidensgeschichte mit sich bringt: Etwa jede zehnte Frau leidet unter einem Lipödem, also einer Fettverteilungsstörung mit Wassereinlagerungen in den Beinen und Armen. Geschwollene Oberschenkel und Waden, dicke Knöchel und vor allem Schmerzen in den Beinen sind die Folgen. Häufig ist der Körper unproportioniert, da die Extremitäten unverhältnismäßig voluminös wirken. Die Fettgewebezellen wachsen und vermehren sich, die Blutgefäße werden verletzlicher und es kommt zu schmerzhaften Wassereinlagerungen, sogenannten Ödemen. Die chronische und meist fortschreitende Erkrankung betrifft fast ausschließlich Frauen und hat genetische wie hormonelle Ursachen. Betroffene haben häufig einen hohen Leidensdruck. Mir ist wichtig, dass deutlich wird, dass ein Lipödem nichts mit einer Fettleibigkeit zu tun hat: Es ist eine chronische Erkrankung, bei der keine Diät hilft. 

Welche Möglichkeiten gibt es für Betroffene?

Gemeinsam mit meinem Team beraten und behandeln wir betroffene Patienten und schaffen in vielen Fällen durch eine Operation endlich Linderung. Reicht eine konservative Behandlung mit Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfen nicht aus, um Linderung bei zum Teil schweren Druck- und Spannungsschmerzen sowie Blutergüssen zu schaffen, bietet eine Absaugung des eingelagerten Fetts, die sogenannte Liposuktion, eine langanhaltende Besserung. 
Im Falle einer notwendigen operativen Behandlung ist das Ziel eine Volumenreduzierung und damit eine geringere Gewebespannung. Um möglichst schonend für den Körper vorzugehen, wird in mehreren Sitzungen mit Hilfe von längesgerichteten WAL-Liposuktionstechnik (Wasserstrahl-assistierte Liposuktion) und Geräten der aktuellen technischen Generation das überschüssige Fettgewebe entfernt. Gelegentlich muss bei ausgedehnten Befunden auch Haut reseziert werden. Die Liposuktion bei einem Lipödem ist ein sehr viel aufwändigerer Eingriff als bei einer Fettabsaugung aus rein kosmetischen Gründen. Aber der Eingriff bietet gute Langzeitergebnisse: Patientinnen leiden unter weniger Schmerzen, die Körperproportionen bleiben erhalten und sie gewinnen ein großes Stück Lebensqualität zurück.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Mittlerweile ist dies in schweren Fällen eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Ich bin froh, dass seit 2020 der operative Eingriff bei einem diagnostizierten Lipödem im Stadium III von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Dadurch kann vielen Frauen geholfen werden, die Erkrankung wird in der Gesellschaft als solche endlich anerkannt und es werden Hemmschwellen abgebaut.