Psychiatrische Fachpflege: Nah am Alltag, nah am Menschen

15. Februar 2023

Im Psychiatrischen Fachpflegeheim AGAPLESION BETHANIEN RADELAND verfolgt man das Ziel, das Selbstbewusstsein der Bewohner:innen zu stärken, ihnen neue Perspektiven zu eröffnen und sie im Idealfall zu befähigen, irgendwann wieder ein unabhängiges Leben außerhalb des Heims führen zu können. Es gilt, verlorengegangene Ressourcen wiederzuentdecken bzw. neu zu entwickeln.

Die Förderung der Bewohner:innen

Ein strukturierter Tagesablauf, das Üben von Handgriffen des täglichen Lebens, das Training von Alltagskompetenzen wie Zuverlässigkeit, Konzentration, Ausdauer, Absprachefähigkeit, die Arbeitsförderung und das Persönlichkeitstraining sind wichtige und wesentliche Methoden für die Förderung der Bewohner:innen. Fortschritte sind abhängig davon, ob die oder der Bewohner:in sich einlässt und die Angebote annimmt. 

Das Vertrauen aufbauen

Für Erfolge, und seien sie noch so klein, brauchen Pflege- und Betreuungskräfte einen Zugang zu den Bewohner:innen. Am Anfang ist dies außerordentlich schwer, hat die betroffene Person doch in der Regel schon viele Klinikaufenthalte hinter sich und nur noch ganz wenig Vertrauen in seine Umgebung. Wie aber lässt sich Vertrauen gewinnen? Entscheidend ist, dass sich die Bewohner:innen ihre Gesprächspartner:innen selbst aussuchen. Ausschlaggebend sind vor allem zwischenmenschliche Faktoren und die empathische Ebene: Zu wem fühle ich mich hingezogen? Wer will was von mir? 

Wir versuchen, chronisch psychisch kranken und geistig behinderten Menschen, die nicht ambulant versorgt werden können, ein geschütztes Zuhause zu bieten

sagt Alexander Werner, Hausleiter im Psychiatrischen Fachpflegeheim AGAPLESION BETHANIEN RADELAND.

Die Therapeutische Pflege

Pflege in Haus Radeland ist also viel mehr, als eine/n Bewohner:in gelegentlich beim Toilettengang zu begleiten. Sie umfasst neben den pflegerischen Grundleistungen eben auch die Therapeutische Pflege. Diese aber funktioniert nur durch ein berufsgruppenübergreifendes gemeinsames Handeln – soll heißen: vom Grundsatz her macht jede/r alles, zumindest aber bedenkt er/sie es. Was bedeutet das konkret? Da seit der Pflegereform nicht mehr die Minuten für die Grundversorgung aufgerechnet werden, sind die Handlungs- und Ermessensspielräume größer geworden.

Therapeutische Pflege fokussiert auf die Ganzheit des Menschen und seine individuellen Bedürfnisse und Bedarfe: Bedürfnisse nach Beziehung, körperliche Grundbedürfnisse, materielle Bedarfe, Trainingsbedarfe im Alltag und Bedarfe an Spiritualität und Sinnfindung. 

Praktische Umsetzung

Therapeut:innen nehmen die Ihnen anvertrauten Menschen unvoreingenommen an und ermöglichen Ihnen durch diese Haltung, die eigenen Bedürfnisse und individuellen Wünsche zu erkennen und selbst zu sichern. Sie treffen mit den Bewohner:innen individuelle Absprachen bezüglich ihrer finanziellen Mittel und üben den Umgang damit. Außerdem begleiten sie die Bewohner:innen dabei, ihr Zimmer selbst zu gestalten und akzeptieren dieses als eine private Rückzugsmöglichkeit.

Körperliche Grundbedürfnisse und Pflegebedarfe

Die Maßnahmenplanung erfolgt mit den Bewohner:innen und/oder seinen Angehörigen bzw. seinem/ Betreuer:in. Hierbei gilt es, individuelle Ressourcen und Bedürfnisse zu erkennen und zu nutzen. Mit Blick auf die Selbstbestimmung und Selbstfürsorge der Bewohner:innen sind sie beratend, stützend und anleitend tätig. In gemeinsamen Besprechungen mit dem/r Bewohner:in überprüfen sie fortlaufend die Aktualität der Bedarfe und passen unser Handeln der momentanen Situation an.

Trainingsbedarfe im Alltag

Zusätzlich stützen Therapeut:innen vorhandene Kompetenzen. Durch flexibles und biografisch orientiertes Handeln streben sie eine Balance zwischen Unter- und Überforderungen an. Dieses lebenspraktische Training findet kontinuierlich statt. Sie orientieren sich hierbei am Normalitätsprinzip und bleiben nah an den Möglichkeiten des Einzelnen.