Narkose – die Operation einfach verschlafen

05. Oktober 2022

Patient:innen, die vor einer Operation stehen, äußern häufig Ängste vor einer Narkose. Dabei werden täglich mehr als 40.000 Narkosen in Deutschland durchgeführt. Für Patient:innen ist ein Eingriff, der mit einer Narkose einhergeht, jedoch nichts Alltägliches. Die erste Vollnarkose wurde bereits vor 175 Jahren durchgeführt. Wie eine Narkose funktioniert und welche Unterschiede es gibt, erklärt Prof. Dr. W. Alexander Osthaus, Chefarzt des Institutes für Anästhesie und Operative Intensivmedizin.

Was passiert eigentlich bei einer Narkose?

Für eine Narkose ist immer eine Kombination an Medikamenten erforderlich. Damit die Patient:innen von dem Eingriff nichts mitbekommen und in einen Tiefschlaf verfallen, wird ihnen ein schnell wirkendes Schlafmittel (Hypnotikum) über eine Vene verabreicht. Für die Schmerzunempfindlichkeit werden zusätzlich zu den Schlafmitteln Schmerzmittel (Analgetika) verabreicht. Bei einigen Operationen ist es notwendig, dass die Muskulatur der Patient:innen erschlafft, weshalb häufig auch sogenannte Muskel-Relaxanzien zum Einsatz kommen.

Die Einleitung der Narkose dauert von der Gabe der ersten Medikamente bis zum Einschlafen zwischen einer halben bis einer Minute. Während die Patient:innen sich in der Narkose befinden, hören sie selbstständig auf zu atmen, weshalb sie bei längeren Eingriffen mithilfe eines Beatmungsschlauchs künstlich beatmet werden müssen. Bei kurzen Eingriffen reicht es aus, die Patient:innen über eine Gesichtsmaske oder eine Kehlkopfmaske zu beatmen. Während des gesamten Eingriffs überwachen die Anästhesist:innen mithilfe moderner medizinischer Technik alle Körperfunktionen, wobei ein besonderes Augenmerk auf das Herz-Kreislaufsystem und die ausreichende Versorgung der Organe mit Sauerstoff gelegt wird. Auch eine Überwachung der Schlaftiefe ist problemlos und zuverlässig möglich.

Tiefschlaf hört sich generell erst mal gut an, aber ist jede Narkose gleich?

Grundsätzlich unterscheiden Mediziner:innen zwischen zwei Arten der Narkose. Die Allgemeinanästhesie, die auch als Vollnarkose bekannt ist, versetzt die Patient:innen in eine Art Tiefschlaf, in dem das Schmerzempfinden und das Bewusstsein ausgeschalten werden. Diese Art der Narkose ermöglicht einen Eingriff in jede Körperregion und in unterschiedlichen Positionen.

In der Regionalanästhesie, die auch Teilnarkose genannt wird, werden nur bestimmte Teilbereiche des Körpers gegen Schmerzen unempfindlich gemacht. Die Patient:innen sind daher während des Eingriffs wach und bei vollem Bewusstsein. Um die Operation so angenehm wie möglich zu gestalten, erhalten Patient:innen bei Bedarf vor dem Eingriff ein Beruhigungsmittel und können zum Teil sogar ihre eigene Musik mitbringen - denn wenn die Patient:innen entspannt sind, sind es auch der:die Operateur:in und das Team.

Wie kann das Ende der Narkose bewirkt werden?

Wenn der Eingriff beendet ist, kann auch die Narkose beendet werden. Dafür wird der Zufluss der Narkosemittel gestoppt. Dies führt dazu, dass die Patient:innen nach wenigen Minuten wieder anfangen selbst zu atmen und nach ein paar weiteren Minuten wieder bei vollem Bewusstsein sind. Nach einer Vollnarkose werden die Patient:innen noch für einige Zeit im Aufwachraum überwacht.

Wie sicher ist eine Narkose?

Die Kernaufgabe der Anästhesist:innen ist es, die Patient:innen sicher durch die Operation zu begleiten. Schwere Komplikationen sind glücklicherweise extrem selten, Nebenwirkungen und Risiken lassen sich jedoch wie bei allen Eingriffen und Medikamentengaben nicht vollständig ausschließen. Durch den Einsatz von modernen Narkosemitteln und entsprechendem Monitoring kann das Risiko einer Komplikation aber stark minimiert werden. Nebenwirkungen wie Heiserkeit aber auch Übelkeit und Erbrechen sind nach einem Eingriff mit Narkosemitteln einer der häufigsten unerwünschten Begleiterscheinungen, letztere lassen sich jedoch mithilfe von Antiemetika, also Medikamenten zur Bekämpfung von Übelkeit, schnell in den Griff bekommen.