Neuroimmunologie

25. Februar 2015

Die Neuroimmunologie umfasst ein breites Spektrum verschiedener neurologischer Erkrankungen, die nicht auf einen Erreger, einen Tumor oder Vergleichbares zurückzuführen sind. Das Immunsystem des Körpers arbeitet unzureichend bzw. funktioniert nicht korrekt. Diese komplexen Erkrankungen können sich mannigfaltig äußern; z. B. als Multiple Sklerose.

Andere neuroimmunologischen Erkrankungen sind u. a. das Guillain-Barré-Syndrom, die Myasthenia gravis, die chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie und die limbische Enzephalitis. Für die Diagnose sind verschiedenste neurologische Zusatzverfahren notwendig. Hierzu zählen beispielhaft die Kernspintomographie, eine Nervenwasseruntersuchung, die Messung der Gehirnströme und die Messung der elektrischen Leitfähigkeit der Nerven.

Ursache

Viele Erkrankungen der Neuroimmunologie sind bedingt durch fehlgeleitete Antikörper. Sie sind für uns Menschen lebenswichtig, z. B. zur Abwehr von bakteriellen oder viralen Erkrankungen. Kommt es nun zu einer Bildung von Antikörpern, die nicht gegen fremde Erreger, sondern gegen den eigenen Körper gerichtet sind, können sich autoimmune Erkrankungen entwickeln. Verschiedene Mechanismen sind mittlerweile bekannt, wie diese fälschlichen Antikörper entstehen können. Gerade auf dem Gebiet der Neuroimmunologie macht die Medizin große Fortschritte und es ist zu erwarten, dass die verschiedenen Erkrankungen in Zukunft noch besser verstanden und entsprechend besser behandelt werden können. Je nach Ursache kann schon heute eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Behandlung / Therapie

Erkrankungen aus dem Bereich der Neuroimmunologie richten sich danach, das Immunsystem zu unterstützen. So kann, je nach Art und Schwere der Erkrankung, die Gabe von intravenösen Antikörpern zum Einsatz kommen, um die im Blut vorhandenen krankheitsauslösenden Antikörper in ihrer Wirkung zu neutralisieren. Alternativ kann eine Blutwäsche vorgenommen werden. Ziel dieser sogenannten Plasmapherese ist es, möglichst gezielt die auffälligen Antikörper herauszuwaschen. Diese Methode darf jedoch nicht mit der Dialyse bei eingeschränkter Nierenfunktion verwechselt werden. Drei bis fünf Blutwäschen sind meist ausreichend, um eine entsprechende Besserung zu erreichen. Die Plasmapherese stellt damit kein dauerhaftes Verfahren dar.

Je nach Ursache der vorliegenden Erkrankung kann es notwendig sein, eine dauerhafte Therapie einzuleiten. Ziel dieser dauerhaften Therapie ist es, das Immunsystem so zu stärken oder zu bremsen, dass die Erkrankung für den Betroffenen möglichst geringe Folgen hat. Eine Heilung ist in solchen Fällen meist nicht zu erreichen. Doch aufgrund der Fortschritte in der Medizin können viele Patienten ein zufriedenstellendes Leben führen. Die Multiple Sklerose ist hier als eine entsprechende Erkrankung zu nennen.

 

Autor:
PD Dr. M. Liebetrau, Chefarzt der Abteilung für Neurologie, AGAPLESION EV. BATHILDISKRANKENHAUS