Noch einmal durch den Hafen schippern

08. Januar 2019

Der ASB-Wünschewagen hat dem schwer erkrankten Thomas Radant, der im Wormser AGAPLESION SOPHIENSTIFT lebt, einen Herzenswusch erfüllt – die Reise ging zum Hamburger Hafen.

WORMS - Einmal noch nach Hamburg: Im Hafen an den Ozeanriesen vorbeischippern, sich eine steife Brise von der Nordsee um die Nase wehen lassen und danach ein Bummel auf der Reeperbahn – das alles wurde für Thomas Radant noch einmal Wirklichkeit. Der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) machte es möglich.Thomas Radant lebt seit dem Ausbruch einer schweren, unheilbaren Krankheit im Agaplesion Sophienstift in der Römerstraße. Der 42 Jahre alte Mann ist rund um die Uhr auf pflegerische Betreuung angewiesen. Auf die Schnelle einen Ausflug machen? Den Alltag verschönern mit einem Abstecher ins Grüne? Oder sogar an den Strand? Was für gesunde Menschen relativ einfach ist, geht bei Thomas Radant nicht. Schon gar nicht zu einem weiter entfernten Ziel. Weil sich Radants Gesundheitszustand immer mehr verschlechtert, ist für ihn eine Fahrt zu einem Wunschziel in der Ferne eigentlich nicht möglich. Doch mit dem Wünschewagen des ASB konnte dem 42-Jährigen sein letzter großer Wunsch erfüllt werden.

Sylke König und Olaf Deichelmann, die beiden Wünsche-Erfüller vom ASB, fuhren mit Thomas Radant für ein Wochenende nach Hamburg, unterstützt wurden sie dabei von Emil Slotwinski, einem Pfleger des Sophienstifts. Highlight der Tour waren eine ausgedehnte Hafenrundfahrt und ein Ausflug nach St. Pauli, übernachtet wurde in den AGAPLESION BETHANIEN-HÖFEN in Hamburg-Eppendorf. Der evangelischen Missionsfrauenverein Worms mit seiner Ersten Vorsitzenden Gudrun von Heyl half ebenfalls mit, um die Fahrt durchführen zu können.

Thomas Radant ist immer noch überwältigt und voller Dankbarkeit, dass er mit dem Wünschewagen-Team nach Hamburg reisen konnte. Bedingt durch seine Krankheit kann er sich nur noch mit einem Sprachcomputer mitteilen. Aber das hindert ihn nicht daran, seine herzlichen Dankesworte an Sylke König und Olaf Deichelmann zu richten: „Ich danke Euch, Sylke und Olaf für alles, was ihr mir ermöglicht habt – ihr seid für mich wahre Helden!“ Auch Harald Oswald, Einrichtungsleiter des AGAPLESION SOPHIENSTIFT, und sein Team sind voller Wertschätzung für die Arbeit der Wünschewagen-Mannschaft.

Das ehrenamtliche Projekt Wünschewagen des Wormser ASB wurde ins Leben gerufen, um schwerkranken Menschen einen Herzenswunsch zu erfüllen. Noch einmal das Meer sehen, in Erinnerungen an frühere Urlaube schwelgen, ein Konzert der Lieblingsband besuchen oder einen anderen Ort, der von Bedeutung ist – Wünsche wie diese treten am Lebensabend immer stärker in den Mittelpunkt. Mit einem speziell konzipierten Krankentransportwagen unternimmt das Wünschewagen-Team Fahrten zum gewünschten Ort. Und zwar deutschlandweit.Finanziert wird das Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes aus Spenden, eigenen Geldern und ehrenamtlicher Arbeit. Die Fahrten sind für den Schwerkranken und eine Begleitperson kostenlos. Wenn eine Übernachtung notwendig ist, weil der Wunschort sehr weit weg ist, werden diese Kosten ebenfalls übernommen.

Seit rund zwei Jahren ist der Wünschewagen unterwegs. Der Bedarf ist groß. Dutzende Wünsche von Schwerkranken gingen bisher in Erfüllung. So wie jetzt von Thomas Radant, der unbedingt nach Hamburg wollte. Noch einmal durch den Hafen schippern, die steife Brise um die Nase wehen lassen und dann auf die Reeperbahn – das war einfach das Größte für den Bewohner des Sophienstifts.

Quelle: Wormser Zeitung, 08.01.2019

Thomas Radant (vorne) und seine Begleiter Emil Slotwinski vom Sophienstift sowie Sylke König und Olaf Deichelmann vom ASB-Wünschewagen (v.l.n.r.)