Schieben Sie die Scham beiseite und geben Sie Darmkrebs keine Chance

19. April 2022

Warum die Darmkrebs-Prävention ein wichtiges Thema ist, erläutert Prof. Dr. Heizmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie sowie Sprecher des Viszeralonkologischen Zentrums, im neusten Magazinbeitrag.

Für viele Frauen ist der Gang beispielsweise zum Frauenarzt mindestens einmal im Jahr ein absoluter Routinegang, aber warum sieht Vorsorge bei Männern anders aus? Warum ist hier die Scham oft so groß, dass eine Vorsorgeuntersuchung beispielsweise des Dickdarms umgangen wird? Die Darmkrebsvorsorgeuntersuchung wird von den Krankenkassen für Männer ab dem 50. Lebensjahr, für Frauen ab 55 Jahren gezahlt sowie in bestimmten Ausnahmen wie familiäre Vorbelastung, entzündliche chronische Erkrankungen und weitere. Aber warum ist diese Routineuntersuchung des Darms noch so schambehaftet und als absolutes Tabuthema in der Gesellschaft verankert? Prof. Dr. Heizmann klärt im Interview zu genau diesem Thema auf:

Welche Vorboten bringt eine Darmkrebserkrankung mit sich?
Klassische Vorboten gibt es bei einer Darmkrebserkrankung nicht. Häufig spüren Betroffene zu Beginn keine Veränderungen. Aber wenn doch Symptome auftreten wie beispielsweise Veränderungen des Stuhlverhaltens ist es wichtig, diese auch als solche wahrzunehmen und zu reagieren. Veränderungen können eine vermehrte Schleimbildung beim Stuhlgang sein oder auch Blut im Stuhl. Treten diese Symptome auf, ist es wichtig in sich hineinzuhören und Veränderungen als solche zu realisieren und nicht abzuwarten, sondern sich den Rat eines Facharztes einzuholen. 

Reicht es dann nicht aus, wenn man erst zum Arzt geht, wenn erste Symptome auftreten? 
Ganz klar: Nein!
Werden beispielsweise bei Vorsorgeuntersuchungen Polypen, Schleimhautwucherungen – also Krebs in einem sehr frühen Stadium, entdeckt und entfernt, kommt es in circa 80 Prozent nicht einmal mehr zu Krebs. 
Die Heilungschancen sind dann am größten, wenn der Krebs früh entdeckt wird. Ein langes auf die Bank schieben aus Scham und Umgehen der Vorsorgeuntersuchung ist schlichtweg eine falsche sogar gefährliche Entscheidung.
Uns stehen heutzutage moderne Behandlungsmethoden und neuste Operationstechniken zur Verfügung. Es geht ja auch immer darum den Menschen möglichst lange eine hohe Lebensqualität und Lebenszeit zu ermöglichen und das können wir vor allem deutlich besser, wenn man frühgenug erkennt, wogegen man kämpft.

Wie läuft eine Vorsorgeuntersuchung genau ab?
Der Arzt muss bei der Vorsorgeuntersuchung den Dickdarm untersuchen. Dafür muss der Patient eine Darmreinigung einen Tag vor der Untersuchung machen. Mittels einer Trinklösung wird der Darm entleert und gereinigt, sodass bei der Untersuchung mittels Koloskop die Darmwände auf krankhafte Veränderungen und Wucherungen abgesucht werden können. 
Auffälliges Gewebe kann direkt entfernt und Gewebeproben können entnommen werden. Dieser medizinische Eingriff findet in Narkose statt. Der Patient bekommt von dem eigentlichen Eingriff nichts mit.

In den seltensten Fällen kann es Nachblutungen geben oder gar ein Loch in der Darmwand entstehen. Es werden in unserem Einzugsgebiet viele tausende Darmspiegelungen pro Jahr von Fachärzten durchgeführt. Aufgrund der sehr hohen Qualität und dem medizinischen Behandlungsniveau kommt es äußerst selten zu Komplikationen, sodass eine nachfolgende chirurgische Behandlung notwendig wäre.

Gibt es Maßnahmen, um Darmkrebs vorzubeugen?
Ein generelles Vorbeugen im Sinne, dass eine Krebserkrankung gar nicht erst entsteht, gibt es nicht. Es können auch gesunde Menschen erkranken. 
Aber – und das ist das Wichtige – wir können viel für unseren Körper tun, sodass wir das Fortschreiten und den Ausbruch verlangsamen können, mit Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst, wenig Fertigprodukten, Alkohol in Maßen und vor allem Verzicht auf Rauchen usw.
Unser Darm, als Teil des Verdauungstraktes, ist ein sehr wichtiges stark unterschätztes Organ, auch wenn wir viele Funktionen nicht direkt merken, daher ist es wichtig mit einer gesunden Lebensweise seine Funktionen positiv zu stärken.