Speiseröhrenkrebs

25. Februar 2015

Speiseröhrenkrebs gehört zu den selteneren Krebsarten im Bereich des Verdauungstraktes, ist aber leider eine aggressive Krebsform.

Ursachen

Frühe Symptome dieser Erkrankung müssen ernst genommen werden. Die Ursachen von Speiseröhrenkrebs im mittleren und oberen Drittel der Speiseröhre sind vielfältig, jedoch spielt der Genuss von hochprozentigem Alkohol in Kombination mit dem Rauchen eine große Rolle. Die Krebsformen im unteren Speiseröhrenanteil sind oftmals Folgeerscheinungen eines über Jahre bestehenden, unbehandelten Sodbrennens (Refluxkrankheit). Diese Krebsform ist in den letzten Jahren zunehmend, so dass lange anhaltendes starkes Sodbrennen immer als „Frühwarnsymptom“ beachtet werden sollte.

Wie bemerkt man Speiseröhrenkrebs?

Typische frühe Zeichen sind Missempfindungen beim Schlucken, Druckgefühl hinter dem Brustbein oder eben Sodbrennen. Auch ständiger Mundgeruch kann ein Symptom sein. Beim Fortschreiten der Erkrankung kommen Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme hinzu, gefolgt von der Unmöglichkeit, feste Nahrung aufzunehmen und nachfolgendem Erbrechen. Häufig resultiert daraus ein schnell fortschreitender Gewichtsverlust, der erhebliche Ausmaße annehmen kann.

Diagnostik

Die gesamte Diagnostik und nachfolgende Therapie erfolgt immer interdisziplinär, d.h. nach Rücksprache mit Spezialisten anderer Fachbereiche. Schon beim Auftreten der Frühsymptome sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Dieser wird nach ausführlicher Erhebung der Krankengeschichte eine Spiegelung der Speiseröhre veranlassen. Nur mit dieser Technik kann der Speiseröhrenkrebs sicher diagnostiziert werden. Je früher der Speiseröhrenkrebs entdeckt wird, um so besser ist die Chance auf Heilung. Ist die Diagnose gestellt, sollten Sie sich schnellstmöglich in einer Klinik für Viszeralchirurgie vorstellen. Hier sind nun weitere Untersuchungen zur Abklärung der Operationsfähigkeit und zur Operationsplanung notwendig. Neben der Spiegelung der Speiseröhre mit Probenentnahme, der Ultraschalluntersuchung, der Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel und der Computertomographie stehen auch die Abklärung der Lungenfunktion und die Spiegelung der Bronchien auf dem Plan.

Therapie

Sie merken anhand des diagnostischen Aufwands, dass ein großer operativer Eingriff vorbereitet wird, denn nur durch eine Entfernung der Speiseröhre, evtl. in Kombination mit einer medikamentösen Therapie oder einer Strahlentherapie, ist das Krebsleiden heilbar. Hierzu ist in aller Regel die Öffnung des Bauchraumes und des Brustraumes nötig, eine große Operation, die heutzutage mit akzeptablem Risiko durchgeführt werden kann. Die Funktion der entfernten Speiseröhre wird vom Magen übernommen, der chirurgisch zu einem Schlauch umgewandelt wird, in den Brustraum geleitet und dort oder gar im Halsbereich mit der Speiseröhre vernäht wird. Nach einem derartigen Eingriff muss der Patient zunächst für einige Tage auf der Intensivstation behandelt werden, jedoch ist auch hier bei komplikationslosem Verlauf eine rasche Erholung zu erwarten.

Ihre Ernährung müssen Sie dann zunächst auf kleine Mahlzeiten umstellen, der gesamte Anpassungsprozess an die neuen Verhältnisse dauert etwa ein Vierteljahr. Bis zu einer Wiedereingliederung in Ihr alltägliches Leben kann aber leicht ein halbes oder gar ein ganzes Jahr vergehen.

Sollte nach Durchführung der Untersuchungen eine sofortige Operation nicht möglich sein, werden wir nach Besprechung der speziellen Tumorsituation im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz zunächst mit einer Chemotherapie und Bestrahlung versuchen, den Tumor zu verkleinern, um dann eine Operation möglich zu machen. Sollte uns das nicht gelingen, erfolgt eine ausschließliche Chemotherapie in Kombination mit Bestrahlung. Unter dieser Behandlung kann es Probleme mit der Nahrungsaufnahme geben, so dass zeitweise die Einlage einer Ernährungssonde notwendig werden kann.

Nach Einleitung der Therapie und Überprüfung auf Verträglichkeit kann die Behandlung in kurzen Intervallen erfolgen, so dass Sie zwischenzeitig aus dem Krankenhaus entlassen werden können. Nach Abschluss der Behandlung durch die Klinik für Viszeralchirurgie übernimmt Ihr Hausarzt in ständiger Kooperation mit uns die Nachsorge. Bei dieser aggressiven Krebsform bietet nur eine frühzeitige Erkennung und eine ausgedehnte Operation, evtl. in Kombination mit Chemotherapie und Bestrahlung, eine Chance auf Heilung. Verdrängen Sie also nicht die "Frühwarnsymptome", gehen Sie zum Arzt und haben Sie keine Angst vor der Spiegelung der Speiseröhre.

 

Autor:
PD Dr. med. Oleg Heizmann, Chefarzt Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG

Quelle:
http://www.diako-online.de/fileadmin/DKH_Rotenburg/PDFs/Pdf_Fachgebiete/AGAPLESION_Rotenburg_Speiseroehrenkrebs.pdf