Wird die Angst gefährlicher als das Virus?

23. April 2020

Die Angst davor, sich mit dem Coronavirus infizieren zu können, kann schlimmere Folgen haben, als die eigentliche Erkrankung an Covid-19.

Die Klinikärzte vom Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethanien Iserlohn beobachteten mit großer Sorge, dass Patienten mit ernsten und teils lebensbedrohlichen Erkrankungen immer häufiger dringend notwendige Krankenhausbehandlungen meiden oder auch zeitlich verzögern, aus Angst, sich dort mit dem Coronavirus zu infizieren. Es gibt bereits die ersten einzelnen Fälle, dass Patienten unabdingbare Behandlungen so lange aufgeschoben haben, dass schwerwiegende gesundheitliche Probleme oder Folgen aufgetreten sind. Besonders kritisch sind akute kardiologische Krankheiten, Schlaganfälle oder Krebserkrankungen. Mitunter können sich Patienten in akute Lebensgefahr begeben.    

Dr. med. Henning Rust, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethanien hat, wie auch viele seiner Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und anderen EU-Ländern, eine deutliche Zunahme von schwerwiegenden sowie einen deutlichen Rückgang von leichteren Fällen beobachtet. „Die generelle Aufforderung, zu Hause zu bleiben, gilt nicht für Patienten mit akuten Beschwerden!“ appelliert Dr. Rust an die Bevölkerung. „Ich denke, dass einige Menschen Symptome, wie beispielsweise Brustbeschwerden oder Luftnot, falsch interpretieren und diese in der aktuellen Zeit vielleicht als Anzeichen für eine Corona-Infektion bewerten. Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass Patienten eben solche Symptome ignorieren, aus Angst, sie müssten vielleicht ins Krankenhaus und könnten sich dort mit dem Corona Virus infizieren. Ich rate deshalb dazu, bei Symptomen wie zum Beispiel Brustbeschwerden, Luftnot oder Engegefühl im Brustkorb schnellstmöglich den Rettungsdienst zu rufen. Wer aus Angst vor einer Corona-Infektion eine notwendige Behandlung vermeidet oder auch verzögert, kann sich dadurch in große Gefahr begeben“ so der Chefarzt.    

„Wir betreiben in unserem Haus aufwendige Schutz- sowie Hygienemaßnahmen und folgen jeglichen Empfehlungen sowie den Richtlinien des Robert-Koch-Institutes. Es hat bisher keinen Ansteckungsfall gegeben, der nachweislich hier in der Klinik passiert ist“ so Dr. Rust, der so den Patienten die Angst nehmen möchte, sich mit akuten Beschwerden oder auch Verschlechterungen von vorhandenen medizinischen Problemen, an die Kliniken oder den Rettungsdienst zu wenden.

Dr. med. Henning Rust